Samstag, 18. Mai 2013

Geld wächst nicht auf Bäumen, aber auf Sträuchern! - Teil 2



Geschehnisse vom  20.02.2013 bis ca. 04.03.2013:


Man merkt also schon, dass das Leben in Rochester nicht außergewöhnlich spannend war. Man könnte auch sagen, wenn man von der Arbeit kam war es ziemlich langweilig (was nicht heißen soll, dass das monotone Tomatenpflücken in irgend einer Weise interessant ist). Aber man musste sich halt irgendwie damit arrangieren.
Nach ca. zwei Wochen auf der Farm kommt eines Morgens mal Sam zu mir. Er bietet mir einen anderen Job an, da ich mich wohl ganz gut beim Pflücken angestellt habe ;). Der neue Job wäre in der Verpackung. 15$ die Stunde. Ich müsse nur die Kisten zu machen und dann auf Paletten stapeln. - Easy. Aber der ganze Spaß ging natürlich noch nicht gleich los. Ich sollte mich noch zwei, drei Tage gedulden, dann käme er wieder.
Einen Tag später fuhr er dann erst einmal nach Queensland zu seiner Familie. Und kam so schnell dann auch nicht wieder. Genau genommen dauerte es zwei Wochen. Und wie es ja kommen musste, hatte er in diesen zwei Wochen den Vertrag für das Packingshed (Blechhalle wo Verpackt wird) verloren. Es arbeiteten jetzt nur noch Asiaten von einem anderen Contractor dort (Contractor = Person die die Arbeiter auf der Farm beschäftigt. Niemand ist also direkt bei der Farm angestellt. Hat vermutlich was mit illegalen Arbeitern und Steuern zu tun ;)).
Da war die Stimmung natürlich schon etwas gedämpft bei mir. Aber nach einer Woche war es ja eigentlich fast klar, dass das wohl nichts mehr wird. 
In diesen zwei Wochen hatte ich dann jedoch trotzdem einen Einsatz in einem anderen Packingshed. Nur das in diesem keine Gourmettomaten verpackt wurden, sondern Saucentomaten. Und die Bezahlung war auch anders geregelt. Anstatt stündlich, bekam man für jede gefüllte 10 Kg Box, 45 Cent. Diese 45 Cent mussten dann noch mal durch die Anzahl der Arbeiter geteilt werden und das war dann der Lohn. Soweit ich mich recht erinnere waren wir an diesem Tag vier Leute. Am Ende hatten wir 505 Boxen gefüllt. Der Rest ist Mathe. Und vor allem sehr deprimierend... 
Zudem die Maschine immer wieder den Geist aufgab. Das reparieren dauerte dann auch erst mal geschlagene 1 1/2 Stunden. Und so kamen wir dann am Ende auch auf eine schöne Arbeitszeit von 14 Stunden. 
14 Stunden in denen ich verdammte 505, 10 Kg Boxen auf Paletten gestapelt habe. Jeweils sieben Kisten hoch. Die Paletten waren dann so ca. 2,10m hoch. Für alles andere hätte ich ne Leiter gebraucht. 
Für 15$ die Stunde ist das sicherlich noch ertragbar. Aber per Box bezahlt der letzte Scheiß. 
Komischerweise meldete sich mein Rücken nicht durch Schmerzen. Weder an diesem Tag noch am nächsten Morgen. 
Wenn man so will, war das vielleicht eine der abwechslungsreichsten Arbeitswochen. Denn zwei Tage später kommt Eggy, der Traktorfahrer, zu mir. Er fragt mich ob ich Schaltwagen fahren kann und evtl. den Traktor fahren will, da er an diesem Tag anfängt beim Wiring zu arbeiten (Wiring wird in Teil 3 ausführlich erklärt).
Und so tuckere ich dann mit einem kleinen, alten, blauen Traktor mit Anhänger über das Tomatenfeld und sammle die vollen Buckets ein. Bei dieser Arbeit wird man auch mehr mit Spaß bezahlt, als mit Geld. Denn pro gefülltem großen Bin gibt es nur 8$. An diesem Tag waren wir zum Glück nur zu zweit auf dem Traktor. So hat dann jeder 4$ pro Bin bekommen. Fünf haben wir an diese Tag voll gekriegt...
Mit dem Picken ließ sich da noch am meisten Geld machen. Und auch da gab es teilweise immer mal wieder etwas neues. So lief einem mal eine kleine Feldmaus über den Weg, eine besonders hässliche Art von Grashüpfern huschte an einem vorbei oder Falken kreisten über einem. Man lernt das einfache zu genießen ;). 
Oder aber, es krabbelt eine Spinne vor einem entlang. Aber nicht irgend eine Spinne. Das wäre ja schon wieder fast langweilig. Nein, wenn mal eine Spinne vor einem krabbelte, so war es eine Redback. Oder auf deutsch Rotrückenspinne. Eine der gefährlichsten Spinnen in ganz Australien. Wir hatten eine Gruppe von  vier Franzosen, die generell etwas komisch waren, schon für verrückt erklärt, bis wir selber eine dieser kleinen Spinnen sahen. Die Redback erinnert sehr an eine schwarze Witwe. Nur mit einem roten Streifen auf dem Rücken. Sieht eigentlich ganz harmlos aus. Aber die kleinen sind ja meist die gefährlichsten ;). Die Sichtungen von Redback‘s nahm dann in einem Feldabschnitt rapide zu. Aber trotzdem wurde natürlich munter weitergepickt. Man musste halt nur ein bisschen besser aufpassen...
Neben Redback‘s krabbelten nur noch Wolfsspinnen zwischen den Büschen rum, die zwar groß und gefährlich aussehen, aber nicht giftig sind. Und wenigstens wussten wir, nachdem wir ein paar von den Spinnen gesehen hatten, wer für die abgenagten Grashüpfer zwischen den Pflanzen verantwortlich war :).

Auf dem Campingplatz herrschte indessen weiterhin ein munteres Kommen und Gehen. Das alleine wäre ja kein großes Problem. Aber das ganze wird zum Problem, wenn die Leute nicht bezahlen, bevor sie gehen. Und genau so kam es. Das schlug wiederum auf die Stimmung des Campingplatzchef‘s. Verständlich. Er war schon kurz davor unsere „Küche“ dicht zu machen und uns die Kühlschränke wegzunehmen. Denn neben dem Nicht Bezahlen war da noch das Problem, dass niemand seinen Müll wegräumte. So wurde die „Küche“ immer mehr zur Mülldeponie. 
Aber es erbarmte sich dann irgendwann eine Gruppe von Leuten und räumte auf. So durften wir wenigstens unsere „Küche“ behalten. 
Marcel‘s Handy tauchte dann auch wieder auf. Als ein älterer Mann in eine andere Cabin ziehen wollte, fand Greg beim Saubermachen das Ladekabel und den Adapter. Damit war der Dieb natürlich eindeutig überführt und wurde auch des Platzes verwiesen. Zum Abschied gab es natürlich noch mal ordentlich Gezeter. 
Eines Abends, kam dann das große Gewitter. Es hatte sich schon den ganzen Tag angekündigt. Die Wolken waren tief schwarz und es herrschte ein eisiger Wind. Um halb zehn ging es dann los. Zusammengerollt lag ich im Zelt und versuchte zu schlafen. Dann kam der erste Donner. Noch relativ weit weg. Aber das Gewitter kam immer näher und der Himmel wurde regelmäßig von hellen Blitzen erleuchtet. Und es kam näher und näher. Dann war es über uns. Ein Blitz schlug vielleicht 150 Meter vom Zelt entfernt ein. Dann war alles dunkel. Für einen Moment war es komplett still. Bis die Luft von einem ohrenbetäubenden, bösen, dunklen Donnern erfüllt wurde. Dann gingen die Lampen wieder an. Die Blitze schlugen nun etwas weiter entfernt ein. Aber der Donner war immer noch der stärkste den ich bis jetzt gehört habe. Nach 2 Stunden war der Spuk dann vorbei. So konnte ich dann auch den Punkt „Befinde dich im Zentrum eines Gewitters und überlebe“, abhaken. Und mich endlich meinem wohl verdienten Schlaf hingeben...

Bildertime:

Bucket

Tomatenfeld




Hand nach dem Picken
Packingmaschine

Packingshed



"Straße" zur Farm

Rochester Center
Unsere "Küche"

Unsere "Spüle"


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